Ich muss ehrlich sagen, dass ich ein zwiespältiges Verhältnis zu Vorbildern habe. . Vorbilder, die wie Sterne an den Himmel gehängt werden, damit tue ich mich schwer – der Fall kann tief sein. Vorbilder, die mich teilhaben lassen an ihren Sternstunden und Wüstenzeiten, an ihren Erfolgen und wie sie aus Fehlern lernen, die bereichern mein Leben.
Einmal im Jahr fahre ich auf den Dünenhof und nehme mir Zeit für mich. Ich bin mit 25 anderen Frauen bei „Kreativ mit Gott im Gespräch sein“ und unsere Aufgabe an einem Nachmittag war, etwas über Vorbilder zu schreiben. Über wen sollte ich schreiben, mir fiel in dem Moment einfach keine lebende Person ein, kein kluger Gedanke über Menschen und klar, Jesus ist mein Vorbild, aber ehrlich gesagt, ist er so viel mehr als ein Vorbild. Ein Wort hat mich in diesen Dünenhof – Tagen und schon die Monate davor begleitet. Und so ist mein Text über Vorbilder entstanden.
Mein Vorbild: Frau Trotzdem
Frau Trotzdem berührt mich, fordert mich heraus, lädt mich ein. Darf ich ihr folgen?
Trotz ist doch ein Mangel – Du Trotzkind, an dir konnten wir verzweifeln, sagte meine Mutter oft. So ist mit den Jahren der Trotz abgelegt worden und nun begegnet mir Frau Trotzdem. Zieh ihn an, spricht sie zu mir. Nimm den Trotz in die Hand und lebe ein Trotzdem.
In mir wächst eine Ahnung, da ist Stärke drin, der Trotz kann meinen Blick bewegen und ich hole Altes wieder hervor.
Frau Trotzdem wird meine Wegbegleiterin, mal bewusster, mal unbewusster. In den letzten Jahren ist sie mir Freundin geworden – Wegefinderin und Lebensteilerin. Warum? Ich versuche es zu beschreiben.
Der Schrecken, der über die Erde zieht – trotzdem
Die Dunkelheit, die um sich greift – trotzdem
Verletzende Worte, obwohl man am Boden ist – trotzdem
Einsamkeit, die inmitten von Menschen erlebbar ist – trotzdem
Umstände, die zwingen, Liebgewonnenes zurückzulassen – trotzdem
Verlorene Zeit, Worte, die nicht mehr gesagt werden können – trotzdem
Menschen, die gehen und nicht mehr zurückkommen – trotzdem
Zuviel an Herausforderungen, Stolpersteinen, Wüstenzeiten – trotzdem
Trotzdem – nur einen Augenblick den Himmel suchen. Einen Augenblick dir Nahe sein. Einen Augenblick deine Wahrheit hören. Einen Augenblick in deine Liebe gehen.
Trotzdem – einen Augenblick den Himmel auf die Erde holen. Einen Augenblick bei dir sein, dem Seelentröster, dem Herzensheiler.
Manchmal nur ein kurzer, aber unendlich wertvoller Trotzdem – Augenblick, der Ewigkeitslicht in mein Leben bringt. Ein Augenblick, der mich staunend vor der stehen lässt.
Du bist derselbe, egal, wie die Umstände des Lebens sind.